John Keats

1795 – 1821           Großbritannien

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In Übersetzungen von

Willi Schantel

 

 

 

Grille und Heimchen

Das Lied der Erde kennt kein echtes Schweigen:
bergen sich Vögel vor der Glut im Schatten
des Waldes steigt aus frischgemähten Matten
ein Ton, und springt von Zweig zu Zweigen.

Das ist die Grille, erste aller Geigen
im Sommertanz schwelgt sie in allen satten
Genüssen, baut ein Bett, wird sie ermatten
dann unter Kräutern, die sich freundlich neigen.

Das Lied der Erde hat kein echtes Ende:
wenn Frost die traurig- lange Winternacht
mit Stille überzieht, schrillt vom Kamin

das Lied des Heimchens von der Sonnenwende
im Halbschlaf den die Träumerei gebracht
wie Grillenzirpen, Heide, Sommergrün

 

 

 

An den Nil

 

Als Sprössling aus den Ruwenzoribergen,
beherrschst du Krokodil und Pyramiden,
Man nennt dich fruchtbar, dabei ist uns Zwergen
nur Wüste - blicken wir in uns - beschieden.
Von jeher Amme all den schwarzen Heeren
Bist du so fruchtbar, oder lockt dein Bann,
all jene die ermüdet rasten, dich zu ehren,
auf ihrer Fahrt von Kairo nach Decan?

Ein Hirngespinst mag dieses Denken sein!
Fehlendes Wissen malt das öd und leer,
was man nicht selbst schon sah. Das Schilf am Rain
gleicht dem in England und dein Wasserspiegel
fängt Dämmerung wie auch das Sonnensiegel,
grüßt grünte Inseln auf dem Weg ins Meer.